4. Kandidatenkür im Mittelalter:
Der Kurverein von Rhens

Bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten hat die deutsche Öffentlichkeit beobachten können, wie die Namen von Personen genannt, gehandelt und demontiert worden sind. Schon im Mittelalter war die Suche nach einem geeigneten Staatsoberhaupt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen eine delikate Angelegenheit. Über ein Jahrhundert lang kamen die „Strippenzieher“, die deutschen Kurfürsten, in Rhens am Rhein zusammen und einigten sich über den Kandidaten für das Amt des Königs bzw. Kaisers, der dann in Frankfurt gewählt wurde. Dazu gründeten sie 1338 den „Kurverein von Rhense“, der zunächst auf einer Wiese unter Nussbäumen tagte. Die in Rhens gekürten Monarchen bedurften nicht mehr der Bestätigung durch den Papst. Ende des 14. Jahrhunderts wurde als Ort für die Zusammenkunft und Proklamation des Kandidaten der „Königstuhl“ erbaut, der heute als Replik aus dem 19. Jahrhundert zu besichtigen ist.

Von seiner geografischen Lage war Rhens besonders begünstigt, weil hier die Territorien der drei rheinischen Kurfürsten aneinander grenzten. Rhens selbst lag auf kölnischem Gebiet, Kapellen und Stolzenfels gehörten dem trierischen Kurfürsten, und die Landesherren von Lahnstein und der Burg Lahneck waren die Fürstbischöfe von Mainz.


Burg Lahneck
Foto: Copyright by Rainer Schmitz

Auf der letztgenannten, an der Mündung der Lahn gelegenen Burg, verschaffen wir uns zunächst einen Überblick über das Rhenser Vierländereck. Wie zu jeder Rheinburg, gibt es auch zu Lahneck eine Sage. Die ist ebenso tragisch wie eine wahre Begebenheit, die sich auf dem Burgturm ereignet hat. Der Sage nach stürzte sich ein Burgfräulein vom Turm herab in den Tod, weil ihr Geliebter, ein junger Ritter aus der Umgebung, in der hochwasserführenden Lahn ertrunken war. Nicht um einen Freitod, sondern um ein furchtbares Unglück handelte es sich beim Tod einer jungen Engländerin im 19. Jahrhundert. Von der Suche nach der Rheinromantik getrieben, hatte sie den Turm erklommen. Da hinter ihr die Holztreppe zusammengebrochen war, wurde ihr die Plattform zur Todesfalle. Niemand fand sie dort oben. Vorbeifahrende Schiffer hielten ihr verzweifeltes Winken für freundliche Grüße.

Über die Koblenzer Rheinbrücke fahren wir auf die andere Rheinseite und erreichen bei Rhens den Königsstuhl. An (fast) historischer Stelle erfahren wir, welche Könige und Kaiser hier gekürt wurden und lernen die Geschichte des unglücklichen gescheiterten Königs Wenzel kennen, den die Kurfürsten schließlich wegen Unfähigkeit im Amt absetzten.

Bei einem Stadtrundgang durch Rhens lernen wir ein romantisches rheinisches Städtchen kennen, in dem sich auch das Stammhaus der Malerfamilie Kügelgen befindet, deren Mitglieder sich einen Namen in Dresden und Sankt Petersburg gemacht haben.

Unser Ausflug endet auf der einst trierischen Zollfestung Burg Stolzenfels, die von dem späteren preußischen König Friedrich Wilhelm IV. restauriert worden ist. Damit schließt sich der Bogen vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zum preußisch dominierten Deutschen Reich.

Änderungen, die den thematischen Charakter der Exkursionen nicht verändern,
sind vorbehalten.


Dauer der Führung 5 bis 8 Std.,
Sprache: Deutsch,
Anfragen richten Sie bitte an info@Rheintourist.de


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